Dienstag, 2. Juni 2020

Antwort an Valentin Helling (Twitterdiskussion vom 2. Juni 2020)

Danke für den Vedder-Hinweis (ich seh zwar nicht ganz, was du beabsichtigst und eingentlich, will ich auch nicht über den Text schreiben, da du dies aber offenbar willst). Ich sagte übringes, "Schule sei veraltet," sei die These, nicht "Schule werde in Frage" gestellt (dies las ich allerdings auch schon).

Ich zitiere Vedder: «Unsere Traditionsschule ist ein Auslaufmodell – ein schwerfälliger Tanker (…) ein marodes System (…) wir brauchen den grossen Wurf!...» Die Liste liesse sich beliebig verlängern. Hey Bro, vielleicht solltest du in Zukunft die ganzen Texte lesen?

Vedders bestenfalls halbrichtige These, wonach Schulen veraltete "Dressuranstalten" seien und nur der «grosse Wurf» helfen könne, versucht er anschliessend, mit fehlerhaften Argumenten zu untermauern. Zumindest für die Schweiz gelingt dies nicht.

Kein Wunder, er findet auch, dass man 50% der Lernziele streichen könne. Er will bspw. das Bruchrechnen auf ein Minimum reduzieren. Bei sich selbst scheint er schon begonnen zu haben, «Über 50% der Arbeitsabläufe sind heute schon automatisiert.» Es fehlt die Grundgesamtheit, weshalb die Aussage mathematisch sinnlos ist (ökonomisch ist sie eh sinnlos, weil Geschäftsprozesse dauernd optimiert werden. Einige verschwinden, neue kommen dazu – seit mindestens 300 Jahren). Vedders Text ist ein schönes Beispiel, was passiert, wenn jemand mit ein bisschen Internet-Halbwissen meint er können die Welt erklären. Ein Schulbeispiel des Dunning-Kruger-Effekts.

Es wundert mich immer, wenn Didaktiker und Pädagogen glauben zu wissen, wie die Wirtschaft in 20 Jahren aussieht. Ökonomen wissen dies nicht. Deshalb wollen sie die wirtschaftlichen Produktivkräfte stärken. Dazu brauchen wir moderne Schulen, in welchen bspw. Bruchrechnen gelernt wird und die Kinder nicht ein Vormittag lang den Zeitwächter in einer Gruppenarbeit spielen.

Übrigens, meine Kinder brauchen keine leistungsfähige Volksschule. Wir könnten sie auch zu Hause beschulen. Evtl. würden sie zu Hause sogar spezifischer gefördert. Trotzdem schicken wir sie mit Überzeugung in die Volksschule, (jedenfalls solange Leute wie Vedder oder andere aus eurer Filterblase sie nicht kaputt gemacht haben.)

Ob «normale» Kinder diese Varianten auch haben, wage ich zu bezweifeln. Ihr habt einfach nicht fertig gedacht!

Gerne verweise ich auf meinen Blog, wo ich dies mehrfach dargelegt habe. Solltest du und deine Filterblasenfreunde lesen. 

Schöner Tag noch, Bro.


1 Kommentar:

  1. Valentin Helling verdrängt, dass gerade seine Schule ihren SchülerInnen Halt, eine Gefüge - eben Lern-, Verhaltens-, ... Strukturen geben. Ich bin aber darin eins, dass Strukturen der Strukturen willen meist ins Leere laufen. Aber da ist wohl keine Gemeinschaft gefeit vor.

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