Montag, 30. März 2020

Zwei Wochen Schulschliessung, zwei Wochen Fernunterricht - Erfahrungen der zweiten Woche

Fragen beantworten, mit Lernenden chatten und Rückmeldungen geben. Die zweite Woche Fernschule ist vorbei und ich habe vor allem versucht den Kontakt zu den Lernenden aufrecht zu halten. Dies war ein Ziel der Woche, welches ich letzte Woche hier formulierte.

Interessante Zwischenstandsberichte der Lernenden

Dazu verwendete ich neben dem Teams-Forum und Chatroom auch Aufgaben, in Form von Repetitionsquizen, welche ich mit Forms auf Teams gestellt haben und ich eröffnete ein Kursnotizbuch, in welches die Lernenden ihre Zwischenstandsberichte eintragen konnten. Einige verwendeten dann trotzdem E-Mail, weil Ihnen das Kursnotizbuch zu wenig vertraut war.
Obwohl wir keine Eingewöhnungszeit hatten, haben die meisten Lernden die Software Teams gut kennengelernt und können gut damit umgehen. Sie nutzen verschiedene Kanäle für Fragen, die Arbeiten kommen gut voran. Bei Unsicherheit fragen sie nach. Teilweise helfen sich die Lernenden offenbar auch gegenseitig.

Das Spektrum der Lernenden-Rückmeldungen ist gross und reicht von einem halben Satz "alles in Ordnung, Danke" bis zu ganzen A4 Seiten, auf welchen neben fachlichen auch persönliche Befindlichkeiten angesprochen werden oder das Organisatorische thematisiert wird. Positiv wurden immer wieder die Lernvideos genannt.
Ich gab jeweils jeder/m Lernenden eine kurze Rückmeldung. Dies war recht zeitintensiv aber wohl doch sinnvoll. Ausserdem erhielt ich organisatorische Hinweise, die ich gleich umsetzen konnte.
Da die gesamte Kommunikation elektronisch läuft, können Rückmeldungen und Aufgaben sogar eher besser "kontrolliert" werden. Forms beispielsweise gibt automatisch Rückmeldung, wer, wann einen Auftrag angeschaut und/oder gelöst hat.

Selbstorganisation scheint zu funktionieren

Generell hat sich der Fernunterricht recht gut etabliert. Es scheint, dass die Lernenden gut unterwegs sind. Ich orientiere mich insofern am Stundenplan, als dass ich die Aufträge, Mitteilungen, Informationen den Klassen jeweils am Abend vor den Tagen, an denen die Lernenden Schule haben, veröffentliche. Gerade für berufsbegleitende Lernende ist dies wichtig.
Es scheint aber nicht nötig zu sein, den Stundenplan so einzuhalten, dass ich jeweils, wenn eigentlich die Lektion begänne, alle Lernende elektronisch kontaktiere bzw., dass sie sich melden müssen. Asynchrones Lernen ist ja eine der Stärken von Fernkursen. Es bedingt Selbstorganisation und Selbstdisziplin und ist somit recht anspruchsvoll. Es scheint, dass die Lernenden damit umgehen können.

In der nächsten Woche will ich Videokonferenzen durchführen, weil diese einerseits wiederum den Kontakt zu den Lernenden herstellen und wohl weniger zeitintensiv wie schriftliche Rückmeldungen sind, und anderseits offene Fragen fachlicher und organisatorischer Art rasch besprochen werden können. Einige Lernende äusserten sich bereits positiv zu möglichen Videokonferenzen. Ausserdem weiss ich von einigen Kolleginnen und Kollegen, die solche bereits erfolgreich durchgeführt hatten. Die Videokonferenzen habe ich zu Zeiten angesetzt, wenn die Lernenden eingentlich bei mir Lektionen hätten.

Wie es mit den Videokonferenzen läuft, wird sich in der kommenden Woche zeigen. Bis Ende Woche weiss man hoffentlich auch, ob die Schulen nach den Frühlingsferien am 20. April wieder geöffnet werden können.

Montag, 23. März 2020

Eine Woche Schulschliessung, eine Woche Fernunterricht - Erfahrungen und Ausblick

Lernvideos habe ich erstellt, elektronisch Aufgaben erteilt und mit Lernenden kommuniziert. Seit einer Woche, denn Präsenzlektionen sind verboten. Doch die Schule muss weitergehen.

Glücklicherweise haben alle Lernenden Zugang zu Office 365 und alle haben Zugang zu einem Computer oder Smartphone. Die Lernziele sind an Berufsschulen vorgegeben, was die Didaktik einschränkt. Hier schrieb ich dazu.
 
Unterlagen, Aufgaben und Lernvideos

Ich habe Erfahrung mit SOL-Projekten und bin technisch bewandert. Da ich vor einiger Zeit bei Fobizz einen online-Kurs zu Handyvideos absolvierte, beschloss ich, meine Lerninputs als kleine Videos zur Verfügung zu stellen.

Den Klassen teilte ich mit, dass wir über "Microsoft Teams" kommunizieren, legte Dateien, Aufgaben und teilweise Mustelösungen ab und sagte, dass die Lernenden Fragen im Teamsforum stellen sollten, damit ich die Antwort gleich allen geben kann.
Natürlich dürfen sich die Lernenden bei Fragen melden.

Ich erstellte Lernfilme und stellte diese auf "MS Stream". Nach ein paar Startschwierigkeiten entstanden ansehnliche Filme.

Die Lernenden scheinen die Videos zu mögen, die Klickzahlen sind gut. Der Vorteil solcher Filme ist, dass man sie immer wieder, im eigenen Tempo anschauen kann.

Ziele für die nächste Woche

Es scheint, dass die Lernenden daran sind, sich die Themengebiete zu erarbeiten und bei Unsicherheiten nachzufragen.

Aber es ist schwierig, den Kontakt zu den Lernenden zu halten. Allerdings ist das Kontakthalten mit einer Klasse in einer Berufsschule, bei zwei bis vier Lektionen pro Woche mit derselben Klasse, auch bei Präsenzlektionen schwierig.
Lernfortschritte können online nur schwer beobachtet werden, was aber auch bei Präsenzlektionen schwierig ist.
Missverständnisse passieren online dagegen häufiger bzw. bleiben deutlich länger unentdeckt als bei Präsenzveranstaltungen. Auch technische Probleme können auftreten und die Lernenden vom Lernen abhalten.
Ferner muss ich aufpassen, dass ich bei sechs verschiedenen Klassen nicht den Überblick verliere, welcher Klasse, ich bis wann, welchen Auftrag, in welcher Form, erteilt habe.

In der zweiten Woche will ich versuchen, mehr Kontakt herzustellen und mir der Gefahr von Missverständnissen noch bewusster zu sein.
Dazu habe ich einerseits per Mail die Lernenden aufgefordert mir einen Zwischenstandsbericht abzugeben, anderseits habe ich auf "Teams" mit Hilfe von "MS Forms" Aufgaben und Quize erstellt. So erhalte ich Hinweise, wie die Lernenden vorwärts kommen.
Allenfalls werde ich noch eine Telefonkonferenz machen.

Die Lernvideos behalte ich bei und werde sie wohl auch in Zukunft als Lektionenvorbereitung nutzen. Bisher zögerte ich, weil ich nicht voraussetzen konnte, dass alle Lernenden Zugang zu den notwenigen technischen Hilfsmittel haben.

Zukünftige Entwicklung

Seit einiger Zeit vermute ich, dass selbstorganisiertes Lernen in der Sekundarstufe 2 an Bedeutung gewinnen wird und Präsenzveranstalltungen quantitativ ab-, aber qualitativ zunehmen werden. Vor einiger Zeit habe ich dies hier angesprochen.

Denkbar ist, dass Klassen mit bspw. 25 Lernenden fünf Gruppen bildet. Statt, dass die Klasse an vier Lektionen pro Woche im Unterricht ist, arbeiten die Gruppen an drei Lektionen alleine. Jede zweite Woche findet eine Lektion für Fragen, Austausch und Prüfungen in der Klasse statt.  Dazwischen gibt es Treffen zwischen den Gruppen und der Lehrperson und die Lernenden stehen elektronisch mit den Lehrpersonen in Kontakt. Die Lektionenzahl nimmt für die Lehrpersonen nicht ab, die Effektivität aber zu.
Allenfalls kann dieser Wissensaufbau mit kreativen Elementen, wie Lernfilmen etc. angereichert werden. Man muss aufpassen, dass sich diese Aufgaben nicht tot laufen, wenn die Lernenden plötzlich in allen Fächern solche Anfertigungen machen müssen. Mehr dazu habe ich hier geschrieben.

Insbesondere bei BM2 Lernenden (Berufsmatura für Erwachsene) sind solche Modelle denkbar. Bei Lernenden der Grundbildung und in der Volksschulstufe, sind solche Modelle eher als Ergänzung zum herkömmlichen Unterricht zu sehen.

Denn die soziale Interaktion zwischen Lehrpersonen und Lernenden und zwischen den Lernenden selbst, ist in Präsenzlektionen eindeutig höher als in online-Treffen. Klassenverbände geben den Lernenden Orientierung. Sozialkontakte und Freundschaften finden innerhalb der Klassenverbände statt. Aber auch die Pausen in den Schulen können Sozialkontakte fördern
Schliesslich ist zu beachten, dass nicht alle Lernenden zu Hause das Lernumfeld finden, das sie bräuchten.

Wissen und Konzentrationsfähigkeit bleiben die Grundlagen für die "4-K"

Wichtig ist, dass nicht unter dem Deckmantel von SOL, digitaler Transformation und angeblich "zeitgemässer Bildung" unwissenschaftliche, thematische Beliebigkeit eingeführt wird. Lerninhalte und Wissensaufbau als Grundlage für echtes krtisches Denken, und echte Teilhabe am sozialen Leben, bleiben im Internetzeitalter mit alternativen Fakten und Fake News zentral. Dazu, und was meines Erachtens wirklich "zeitgemässe Bildung" und "zeitgemässes Lernen" ist, habe ich mehrfach geschrieben. Beispielsweise hier oder hier.