Freitag, 1. Januar 2021

Mini SOL-Projekt zur Organisationslehre

Selbstorganisiertes Erarbeiten von Fach- bzw. Orientierungswissen ist eine gute Alternative zu "traditionellem" Unterricht. Und weil sich das Thema Organisation gut eignet, entschied ich mich wieder einmal, ein kleines SOL-Projekt zu machen. Diesmal wirklich ein Mini-Projekt.

Denn wenige Lektionen, viel Stoff, klare Prüfungsvorgaben, eine eidgenössische Schlussprüfung, müssen beachtet werden. Es gibt wenig Spielraum in einer KV E-Profil Klasse, SOL-Projekte durchzuführen. Umso mehr, als die üblichen Konzepte gut funktionieren, die Erfolgsquoten in den QV Prüfungen sind hoch, die Abweichung der Erfahrungsnoten zu den Prüfungsnoten klein, zwei Kriterien, die von den Verantwortlichen stark gewichtet werden.

Deshalb war es das Ziel, für das Projekt nicht mehr Lektionen als bei einer herkömmlichen Erarbeitung einzusetzen. Das Thema Organisation verstehen die Lernenden meist rasch und gut, weshalb es für eine Klasse im ersten Semester geeignet ist.

SOL Ziele werden erreicht

Die Lernenden erhielten schriftlich den Auftrag das Kapitel in Gruppen zu lesen, Übungen zu lösen und Definitionen von Begriffen in ein Padlet zu schreiben. Dieses Padlet diente der Kontrolle, ob die Lernenden die Thematik, insbesondere das Fachvokabular richtig verstanden hatten. Es schrieben alle in dasselbe Padlet, so dass die Gruppen die Antworten der andern mit ihren eigenen Antworten vergleichen konnten. Ferner erhielten die Lernenden die Musterlösungen zu den Übungen.

Es ging also primär darum Fachwissen aufzubauen. Dies ist einerseits dem Lehrplan geschuldet, anderseits ist dies selbst sinnvoll. Ohne grundlegendes Orientierungswissen sind, kreatives, selbständiges Arbeiten und kritisches (Weiter-)denken illusorisch. Weiter sind viele Dinge in der Welt eindeutig. Es geht also richtigerweise nicht nur um den Prozess, sondern auch um das Resultat. Sätze wie, "kein Wissen auf Vorrat" oder "weg vom Stoff" sind Unsinn, wie hier oder hier aufgezeigt. 

Es war interessant, wie unterschiedlich die Gruppen vorgingen. Einige Lernenden machten intuitiv bereits vieles richtig und organisierten sich gut. Sie kamen auch schnell vorwärts. Andere Lernenden waren anfänglich etwas verloren und benötigten mehr Unterstützung. Es darf angenommen werden, dass auch diese Lernenden mit mehr Routine schneller und produktiver werden, sich ihre Selbstkompetenz also verbessert. Damit wird ein zentrales Ziel von SOL tatsächlich erreicht.

Ein weiteres Ziel von SOL, welches durchaus erreicht werden kann, ist das Selbstvertrauen und das logische Denken der Lernenden. Gerade die schwächeren Lernenden misstrauen oft ihrem eigenen logischen Denken. Sie machen sinnvolle Überlegungen und warten dann auf Bestätigung durch die Lehrperson. Bereits in diesem kleinen Projekt, konnte beobachtet werden, wie die Lernenden anfingen sich in die Thematik einzuarbeiten, und bei Unsicherheiten erst die Gruppenkolleginnen und -kollegen zu fragen.

SOL ist gerade auch für schwächere Lernende geeignet

Diese weiteren Kompetenzen über SOL zu üben, ist insbesondere für schwächere Lernende sinnvoll. Die eher stärkeren Lernenden machen vieles in Bezug auf Selbstorganisation, Zeiteinteilung und Arbeitsplanung intuitiv bereits richtig. Evtl. hatten sie an früheren Schulen solche Projekte und es gelingt ihnen auf diese Erfahrungen zurückzugreifen.

Die Gruppen mussten in der Schule, aber nicht im Zimmer arbeiten. Ich bin jeweils von einer Gruppe zur nächsten gelaufen und habe individuelle Fragen beantwortet. Dabei sind vertiefte Fachgespräche entstanden. Obwohl ich bei solchen Lernsettings immer anbiete, dass die Lernenden Fragen über bspw. E-Mail stellen dürfen, gab es wenige solche Anfragen. Auch in das gemeinsame Zumpad, welches ich mit der Klasse führe, wird eher selten von den Lernenden geschrieben. Es kommt aber vor.

Da ich die Aufträge zu Beginn schriftlich für das gesamte Projekt abgab, gab es keine expliziten Hausaufgaben. Die Lernenden machten im Rahmen des SOL-Projektes zuhause wenig. Dies dürfte sich ändern, wenn die Lernenden mit solchen Projekten mehr Erfahrung haben. Immerhin, meinen Hinweis, dass die Gruppen doch noch auf das nächste Mal das Padlet ausfüllen sollten, wurde gut umgesetzt.

Schliesslich erreichte ich das "Zeitziel" doch nicht ganz. Weil wir teilweise auch Quarantäneabwesenheiten hatten und wir noch Prüfungen durchführen mussten, mussten wir die letzte Sequenz wieder traditionell durchführen. Denkbar ist, dass man Jahrespromotionen einführt, womit weniger Prüfungen in einem Semester nötig sind, oder dass solche Projekte als separaten Leistungsnachweis gewertet werden. Sie ersetzen herkömmliche Einzelprüfungen auch nicht, sind aber eine sinnvolle Ergänzung.

Mein Erfahrungsbericht zu einem früheren SOL-Projekt.