Vor einiger Zeit absolvierte ich bei edx zwei Kurse: einen von Microsoft angebotenen Kurs für Java‑Programmierung und einen von einer amerikanischen Business School angebotenen Kurs zum Thema Mikroökonomie. Die Kurse waren gratis. Wer ein Diplom wollte, musste 80% richtige Antworten haben und 99$ bezahlen.
Dier Kurse dauerten je
einen Monat. Nach vier Tagen hatte ich beide Male die 80% richtigen Antworten
beisammen. Der Kursaufbau und die Aufgaben bestanden eigentlich nur aus (leicht
nachschlagbarem) Faktenwissen der Taxonomiestufe 1. Manchmal musste man auch
nur einen Quellcode abschreiben und kompilieren, dann hatte man das Resultat.
Komplexeres hätte ja auch
bedeutet, dass eine Lehrperson sich die Mühe macht die Lösungsvorschläge der
Kursteilnehmenden zu analysieren und zu bewerten, was sich bei diesen Preisen rasch
nicht mehr rechnen würde.
Der Stoff selbst wurde
gut aufbereitet (Frontalunterricht via Filmchen und Text). Beim Java-Kurs ist
mir nur einmal in einer Übungsaufgabe ein Fehler bei der Musterlösung
aufgefallen. Beim Mikroökonomiekurs fand ich keine fachlichen, jedoch diverse
formale Fehler.
Im dritten Java-Modul
wurde es etwas anspruchsvoller. Fragen konnte man nicht, da die «Lehrerin»
(eine Microsoftfrau aus Kalifornien) nicht so präsent war und google auch nicht
wirklich weiterhelfen konnte.
Neben dem Werbeeffekt
für die Anbieter, können diese Kurse eine Ergänzung sein, um hobbymässig etwas zu
lernen, was einem gerade interessiert. Man hätte allerdings auch einfach ein Buch lesen können. Ferner können solche Kurse evtl. interessant
sein, in Ländern, in denen es kein brauchbares (Weiter)bildungssystem gibt. Entsprechende wissenschaftliche Untersuchungen stützen diese These allerdings nicht. Die Teilnehmer stammten fasst alle aus Industriestaaten.
Herkömmliche Weiterbildungsangebote
werden häufig von Branchenverbänden auf Wunsch von Unternehmen entwickelt.
Prüfungen bestehen aus Praxisfällen, häufig sind es open-book-tests. Die
Arbeitsmarktchancen von Absolventen sind meist sehr gut. Viele
Kursteilnehmende werden von ihren Arbeitgebern (finanziell) unterstützt. Die
Zahl solcher Abschlüsse hat gemäss Bundesamt für Statistik in den letzten
20 Jahren stark zugenommen. Zu glauben, dass online-Kurs solche
Präsenzveranstaltungen überflüssig machen, ist absurd.
Online-Kurse verlangen eine hohes Mass an Selbstdisziplin. Entsprechend sei die Abbrecherrate sehr hoch. Ausserdem ist immer wieder erstaunlich, wie froh die Teilnehmer sind, wenn ihnen in Präsenzveranstaltungen die Sachen detailliert erklärt werden.
Übrigens: auch edx
sieht sich gemäss ihrer Website nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung.
https://www.researchgate.net/profile/Jose_A_Ruiperez-Valiente/publication/330316898_The_MOOC_pivot/links/5c3b5099458515a4c7234c17/The-MOOC-pivot.pdf?origin=publication_detail
https://www.researchgate.net/profile/Jose_A_Ruiperez-Valiente/publication/330316898_The_MOOC_pivot/links/5c3b5099458515a4c7234c17/The-MOOC-pivot.pdf?origin=publication_detail
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