"Zeitgemässe Bildung" ist eine Bildung, welche die Menschen
befähigt, sich in einer komplexen Welt zu orientieren, sich einzubringen
und mitzudenken. Dies bedingt Orientierungswissen, Handlungskompetenzen und Chancengleichheit.
Digitalisierung ist bei "zeitgemässer Bildung" nur ein Teil. Sie steht aber in vielen Diskussionen im Fokus.
Digitalisierung als Deckmantel
Digitalisierung
für "zeitgemässe Bildung" kämpft gegen diverse Widerstände. Neben den
bekannten rechtlichen und finanziellen Problemen, sowie den Bewahrern in
den Lehrerkollegien und Schulleitungen, bedroht eine weitere Gruppe
einen sinnvollen Einsatz digitaler Medien im Bildungswesen: Die
Leistungsschulabschaffer*innen und Beliebigkeitsapologet*innen.
Unter
dem Deckmantel der Digitalisierung wollen sie das leistungsorientierte
Bildungswesen durch Beliebigkeit ersetzen. Framing beherrschen sie gut,
sie reden gerne von "zeitgemässer Bildung", "freiem Lernen",
"persönlicher Bildung" und "Kulturwandel" (wer ist da schon dagegen?),
meinen aber nur Beliebigkeit und Bewertungsabschaffung. Sie sind in den
sozialen Medien gut vernetzt und - was wesentlich beunruhigender ist -
sie besetzen einflussreiche Positionen an pädagogischen Hochschulen,
arbeiten als Didaktikdozenten*innen, oder haben lukrative
Beratungsmandate im Bildungswesen.
Es handelt sich um
Leute, welche alles ablehnen, was irgendwie nach Leistung, Lehrplan und
Bewertung aussieht. Ihre Meinungen vertreten sie mit sektiererischem
Eifer. Die extremsten Wirrköpfe sehen in leistungsorientierten Schulen
die Ursache für Mobbing oder Neoliberalismus. Sie glauben, dass Wissen,
Lernen verhindere. Sogar der Klimawandel soll die Schuld der Schule
sein.
Da soziale Medien "Vielposter" belohnen und
Blender, Sektierer und andere Ahnungslose sich gegenseitig liken, faven
und teilen, erreichen sie grosse Reichweiten, was wiederum ihre
Glaubwürdigkeit erhöht. Für Laien und oberflächliche Leser*innen
entsteht der Eindruck von Sachverstand.
Die vier Typen von Leistungs- und Bewertungsgegner
Was treibt diese Leute an? Es gibt vier Typen:
1.
Die Naiven: Sie glauben wirklich, dass die Abschaffung von Leistung und
Bewertung die Chancengleichheit erhöht. Tatsächlich gibt es diverse
Studien, die zeigen, dass Bewertung Nachteile hat. Diese deshalb aber
abschaffen, verstärkt das Problem. Die Wirtschaft würde solche
Bewertungen nachholen (Assessments) und die Unis würden
Aufnahmeprüfungen einführen. Mehr dazu hier.
2.
Die Frustrierten : Sie haben genug von den ewigen Diskussionen und
Streitereien mit "Kampfeltern" und deren Anwälte. Sie glauben, ihre
Lebensqualität würde ohne Leistungs- und Bewertungsdruck steigen.
Diese
Haltung ist verständlich. Schulleitungen, Schulkommissionen und
Erziehungsdirektionen wären gefordert, den Lehrkräften den Rücken zu
stärken, was zu oft nur ungenügend passiert.
3. Die "Kommunist*innen" (in sozialen Medien besonders aktiv): Ihnen ist klar,
dass ein auf Leistung und Konkurrenz basierendes Gesellschafts- und
Wirtschaftssystem Bewertung, Leistung und Selektion in der Schule
braucht. Aber sie lehnen das System ab (den eigenen Hochschuledozenten-
oder Gymnasiallehrerlohn nehmen sie natürlich gerne) . Sie glauben, ohne
Konkurrenz und Leistung in der Schule, werde ein neuer Mensch
entstehen, welcher den Kapitalismus überwinden wird. Kommentar
überflüssig.
Dazu gesellt sich eine vierte Gruppe: Die
Eltern. Sie hören all die Horrorszenarien bezüglich wirtschaftlicher
Zukunft und wollen deshalb für ihr Kind nur das Beste: einen
Hochschulabschluss. Könnte nun der Sprössling, dieses Ziel nicht
erreichen, bricht Panik aus. Viel einfacher wäre es da (scheinbar), wenn
Leistung und Selektion durch beliebige Projekte und Kompetenzen ersetzt
würden. (Aber Achtung: Was unter "1. Die Naiven" gesagt wurde, gilt
natürlich immer noch).
Die Chancen, der Digitalisierung
Digitale
Transformation heisst sinnvollerweise, dass man Wissensaufbau mit
digitalen Hilfsmittel unterstützt und zusätzlich gleich weitere
Kompetenzen fördert. Diese Medien bieten eine Reihe von Chancen.
Einerseits für aktuellen, interaktiven und kollaborativen Wissensaufbau,
und anderseits für Lernarten wie PBL und SOL, womit neben fundiertem
Orientierungswissen als Grundlage, weitere Kompetenzen (21st Century
Skills) geschult und gefördert werden können.
Ferner kann SOL auch
eine Möglichkeit bei unkonzentrierten Klassen bzw. Disziplinarproblemen
bei Frontalunterricht sein. Mehr dazu hier.
Wichtig
ist, dass diese Projekte nicht beliebiger Selbstzweck sind, sondern
klare Lern- und Leistungsziele haben. Auch Bewertungen gehören dazu.
Beliebigkeit zerstört Chancengleichheit
Völlig
abwegig ist die Vorstellung, Digitalisierung verlange totale
Beliebigkeit, d.h. keine Leistungsziele, keine Lehrpläne, keine
Bewertungen.
Der Glaube, Digitalisierung mache Leistung
und Orientierungswissen obsolet, zeugt von wenig Sachverstand
(eigentlich beweisen solche Vorstellungen die Notwendigkeit von
Schulen).
Beliebigkeit zerstört das Bildungswesen.
Zahlungskräftige und bildungsnahe Eltern könnten auf Privatschulen und
Homeschooling ausweichen. Chancengleichheit geht den Bach runter.
Dienstag, 21. Januar 2020
Frontalunterricht, SOL und Lehrpersonenzentrierung
Oft hört man SOL funktioniert nur bei leistungsstarken Lernenden. Die entspricht nicht meiner Erfahrung. SOL kann Disziplinprobleme reduzieren.
Frontalunterricht ist effizient aber anstrengend
Wenn das Ziel des Unterricht Aufbau von Orientierungswissen ist, ist Frontalunterricht eine effiziente Methode, sofern die Lernenden konzentriert zuhören und bspw. Notizen machen und Nachfragen stellen. Aussredem zeigt sich immer wieder, dass die Lernenden Frontalunterricht gerne mögen.
Weitere Kompetenzen, wie Kollaboration oder Kreativität können allerdings nicht gefördert werden. Bei berufsbegleitenden Kursen etwa in der Erwachsenen ist das auch nicht nötig, da die Kursteilnehmenden gezielt eine Lücke in ihrem Kompezenzportfolio schliessen wollen. Mehr dazu hier.
Wenn die Lernenden eher unkonzentriert sind, funktioniert Frontalunterricht schlecht. Im besseren Fall träumen die Lernenden vor sich hin, im schlechteren stören sie den Unterricht. Lernen findet nicht wirklich statt, Details verstehen sie nicht.
SOL als sinnvoller Kompromiss gegen Disziplinprobleme
In solchen Fällen können kleine SOL Projekte sinnvoll sein. Mit klaren Aufgaben und Zielen übernehmen die Lernenden die Verantwortung für ihr Lernen. Da diese Form aber mehr Zeit braucht und die Details oft weniger verstanden werden, wie wenn konzentrierte Lernende frontal beschult werden, ist diese Methode ineffizienter und somit eigentlich ein Kompromiss. In beiden Fällen steuert aber die Lehrperson, weshalb man beide Arten als lehrpersonenzentriert bezeichnen kann.
SOL kann natürlich auch ganz bewusst zum Wissenserwerb in Kombination mit weiteren Kompetenzen verwerndet werden. Mehr dazu hier.
Frontalunterricht ist effizient aber anstrengend
Wenn das Ziel des Unterricht Aufbau von Orientierungswissen ist, ist Frontalunterricht eine effiziente Methode, sofern die Lernenden konzentriert zuhören und bspw. Notizen machen und Nachfragen stellen. Aussredem zeigt sich immer wieder, dass die Lernenden Frontalunterricht gerne mögen.
Weitere Kompetenzen, wie Kollaboration oder Kreativität können allerdings nicht gefördert werden. Bei berufsbegleitenden Kursen etwa in der Erwachsenen ist das auch nicht nötig, da die Kursteilnehmenden gezielt eine Lücke in ihrem Kompezenzportfolio schliessen wollen. Mehr dazu hier.
Wenn die Lernenden eher unkonzentriert sind, funktioniert Frontalunterricht schlecht. Im besseren Fall träumen die Lernenden vor sich hin, im schlechteren stören sie den Unterricht. Lernen findet nicht wirklich statt, Details verstehen sie nicht.
SOL als sinnvoller Kompromiss gegen Disziplinprobleme
In solchen Fällen können kleine SOL Projekte sinnvoll sein. Mit klaren Aufgaben und Zielen übernehmen die Lernenden die Verantwortung für ihr Lernen. Da diese Form aber mehr Zeit braucht und die Details oft weniger verstanden werden, wie wenn konzentrierte Lernende frontal beschult werden, ist diese Methode ineffizienter und somit eigentlich ein Kompromiss. In beiden Fällen steuert aber die Lehrperson, weshalb man beide Arten als lehrpersonenzentriert bezeichnen kann.
SOL kann natürlich auch ganz bewusst zum Wissenserwerb in Kombination mit weiteren Kompetenzen verwerndet werden. Mehr dazu hier.
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